Angebote vor Ort suchen
Postleitzahl eingeben und finden:
Er öffnete Türen im konservativen Osthessen: Trauer um Hans-Jürgen Wolff

Viele Jahre war Hans-Jürgen Wolff als Geschäftsführer der Aidshilfe Fulda das Gesicht der Aids-Arbeit in der weiträumigen Region Osthessen. Von 2001-2010 gehörte er überdies dem Landesvorstand der Aidshilfe Hessen an. Jetzt ist er nach schwerer Krankheit im Alter von 56 Jahren gestorben.
In Fulda sorgte Hans-Jürgen mit seinen Mitstreiter*innen dafür, dass Aidshilfe und die von ihr vertretenen Menschen als Teil der Stadtgesellschaft Anerkennung fanden. Weil der Aidshilfe Fulda immer nur geringe hauptamtliche Ressourcen zur Verfügung standen, war sie hierfür umso mehr angewiesen auf Hans-Jürgens Eloquenz, fachliche und persönliche Souveränität und seine Fähigkeit, andere für Engagement zu begeistern. Die Aidshilfe Fulda profitierte von Hans-Jürgens Vernetzungsarbeit in unterschiedlichen Kontexten. In der alternativen Szene ebenso wie in der Landschaft etablierter sozialer Träger.
Hans-Jürgen sorgte für ein fachlich hohes Niveau der kleinen Beratungseinrichtung. Als Ort der Geschäftsstelle wurde ein Haus im Herzen der Stadt gewählt, wenige Meter von der Fuldaer Stadtkirche entfernt – mehr als nur ein Symbol der Teilhabe der von Aidshilfe vertretenen Menschen. Der hohe Anspruch Hans-Jürgens an das eigene Wirken und das von Aidshilfe insgesamt zeigt sich auch an den ambitionierten größeren Veranstaltungen und Aktionen, die die Aidshilfe Fulda in den Jahren organisierte.
Auch um den Landesverband der Aidshilfen hat sich Hans-Jürgen Wolff verdient gemacht. Sein Schwerpunkt in der Landesarbeit lag beim fachlichen und strukturellen Aufbau der hessischen Aidshilfen als Anbieterinnen des Betreuten Wohnens. Er hat wesentlich dazu beigetragen, dass heute in ganz Hessen „BeWo“-Plätze für Menschen mit HIV und andere von Aidshilfe betreute Personen zur Verfügung stehen.
Hans-Jürgen vertrat die Aidshilfe in einer der konservativsten Gegenden des Landes. Dabei trat er offen als schwuler Mann auf – zu einer Zeit, in der dies mancherorts noch zu Ablehnung, Ausgrenzung und Anfeindung führen konnte. Von seinem Mut haben auch andere profitiert.
Nach der traurigen Nachricht von Hans-Jürgens Tod erinnern wir uns an den professionellen Organisator und Netzwerker, ebenso wie an den mutigen Vertreter marginalisierter Gruppen, der diesen Türen geöffnet hat. Vor allen Dingen erinnern wir uns aber an den Mitstreiter, der vielen Mitarbeitenden in unserem Verband in enger Zusammenarbeit, auch freundschaftlich, verbunden war. Wir sind über seinen Tod sehr traurig und wünschen seinen Angehörigen viel Kraft und Hoffnung.
Zurück